Seit Jahren setzt sich das Gymnasium Gaimersheim und allen voran die Schülermitverantwortung (SMV) dafür ein, Rassismus komplett aus dem schulischen Alltag zu verbannen und offen mit allen Menschen, egal welcher Nationalität oder welchen Geschlechts, umzugehen.

Toleranz, Weltoffenheit und Gemeinschaft sind zentrale Werte und Ziele des Gymnasiums, die nun durch die Titel- und Schildverleihung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auch ihr offizielles Symbol im Eingangsbereich der Schule bekommen haben. Anlässlich dieser Verleihung organisierte das Gymnasium Gaimersheim eine zweistündige Veranstaltung, in der bewegende Reden und musikalische Beiträge von den Anwesenden gehört werden konnten.

 

In seiner Begrüßung stellte Schulleiter Manfred Ruckdäschel die anwesenden Rednerinnen und Redner vor und bedankte sich bei den engagierten Schülerinnen und Schülern, die zusammen mit ihren Verbindungslehrkräften Sanja Frommann, Björn Keidl und zuvor Martina Seitz das Projekt „Schule ohne Rassismus“ überhaupt erst ermöglicht haben. Die Gaimersheimer Bürgermeisterin Andrea Mickel zeigte sich stolz und begeistert, in ihrer Marktgemeinde Gaimersheim nun eine offizielle „Schule ohne Rassismus“ zu haben.

Der hauptorganisierende Schüler Bennet Jaschik aus der Q11, der mit tatkräftiger Unterstützung von Milla Teuscher (10. Klasse) den SMV Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus“ leitet, blickte in seiner Ansprache zurück auf die vergangenen Jahre, in denen das Projekt für das Gymnasium Gaimersheim initiiert und umgesetzt werden konnte. Er zeigte sich begeistert davon, dass sich von Anfang an gezeigt hat, dass die gesamte Schulfamilie felsenfest hinter dieser Aktion steht und diese unterstützt. Gerade zu der Zeit, als viele hundert ukrainische Flüchtlinge in der schuleigenen Turnhalle Unterschlupf suchten, habe sich auch gezeigt, wie hilfsbereit und frei von Vorurteilen das Gymnasium Gaimersheim ist.

Erschütternd, aber auch mutmachend und vor allem beeindruckend war der Erfahrungsbericht von Sarah Al-Issawi, die im vergangenen Jahr als äußerst beliebte Kunstlehrkraft am Gymnasium Gaimersheim tätig war und in Bremen und Ingolstadt aufgewachsen ist. Sie erzählte aus ihrem Leben als muslimisches Mädchen und Frau und davon, wie mit ihr und ihrer Mutter umgegangen wurde. Das Leben als ausländisches Mädchen sei geprägt von Lektionen, durch die man lernen muss, dass man irgendwie anders ist. Nicht, weil man das möchte, sondern weil man teilweise in der Gesellschaft immer wieder damit konfrontiert wird. Deswegen ermunterte sie die versammelten Vertreter aus Schüler- und Lehrerschaft: „Rassismus hört da auf, wo Bildung anfängt. Und deshalb: Seid mutig!“ Denn nur, wenn alle zusammenstehen und die offensichtlichen wie subtilen Vorurteile abbauen, kann wirkliche Gemeinschaft entstehen. Lang anhaltender Applaus am Ende zeigte, wie sehr Sarah Al-Issawi durch ihre Worte alle beeindruckt hatte.

Als Pate dieses Projekts fungiert der FC Ingolstadt 04, der an diesem Tag von Alexandra Vey, der Leiterin der Nachhaltigkeitsabteilung des FC Ingolstadt, zusammen mit Fußballprofi Thomas Rausch vertreten war. Beide lobten das Engagement der Schulfamilie und zeigten sich stolz darüber, die Patenschaft für dieses Projekt übernehmen zu dürfen, da der FC Ingolstadt sich seit vielen Jahren für soziale und gesellschaftliche Belange einsetzt.

Dass Diskriminierung nicht nur auf Rassismus beschränkt ist, wurde beeindruckend von der homosexuellen Lehrkraft Andreas Schmidt geschildert. Er berichtete von unpassenden und teilweise bösartigen Äußerungen, die man als homosexueller Schüler und Mensch erleben müsse. Sein „Gamechanger“, wie er es nannte, sei die Erfahrung eines Erörterungsauftrags seines Deutschlehrers in der 10. Klasse gewesen, der in die Klasse fragte: „Was wäre anders an meinem Unterricht, wenn ich schwul wäre?“ Die Antwort lautete natürlich: Nichts! Durch diesen Anstoß habe er gelernt, zu sich selbst zu stehen und sich der Öffentlichkeit auch so zu zeigen, so Schmidt. Und seit er die Courage hatte, öffentlich seine Homosexualität einzugestehen, hat sich sein Leben von Grund auf verändert. Denn tatsächlich habe er seitdem deutlich weniger Anfeindungen als zuvor erfahren. „Hier im Haus habe ich noch nie etwas Diskriminierendes mir gegenüber gehört und deswegen hat unsere Schule auch diesen Titel und dieses Schild absolut verdient“, schloss Schmidt seine bewegende Rede ab.

Ron Otto, Bezirksleiter Oberbayern für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, zeigte sich beeindruckt darüber, wie sehr sich die gesamte Schulfamilie des Gymnasiums Gaimersheim gegen Rassismus einsetzt. Er spüre, wie tief verwurzelt das Projekt an der Schule ist und freue sich sehr, auch in Zukunft zahlreiche Projekte und Workshops für Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte der Schule unterstützen zu dürfen. Im Anschluss daran überreichte er an die Schulfamilie den Titel und das Schild für „Schule ohne Rassismus“.

Musikalisch wunderschön umrahmt wurde das Programm zum einen von der Solistin Plume Bousquet aus der 9. Klasse, die mitreißend zwei Songs präsentierte. Der Mittel- und Oberstufenchor unter der Leitung von Andreas Hilz setzte zum anderen den stimmungsvollen musikalischen Endpunkt.

Zum Schluss richtetet der sichtlich bewegte Schulleiter Manfred Ruckdsächel den eindringlichen Appell an die anwesenden Klassensprecherinnen und -sprecher und die Lehrkräfte dafür Sorge zu tragen, dass die „Schule gegen Rassismus“ auch in Zukunft eben nicht nur ein Schild an der Wand ist, sondern dass dieses Projekt wie schon in den vergangenen Jahren auch weiterhin mit Entschlossenheit und Courage von allen gemeinsam gelebt wird.