Viel wurde in den letzten Wochen und Monaten von der Politik und den Medien zur Corona-Krise und zum Umgang mit den Schulen gesprochen. Das Herz aller Schulen, die Schülerinnen und Schüler, kamen dabei deutlich seltener zu Wort, obwohl sie mit den Lehrkräften und Eltern zusammen ganz eigene Sichtweisen, Sorgen, Gedanken und Gefühle dazu haben. Das Gymnasium Gaimersheim hat mit den zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten zusammen eine Textsammlung erstellt, in der die Jugendlichen in unterschiedlichsten Texten über die Corona-Zeit reflektieren.

„Das ist eine Zeit, in der alles anders ist als erwartet“, schreibt eine Schülerin der Q12 kurz nach ihrer Rückkehr an die Schule. „Es war schön, nach dieser langen Zeit wieder alte und bekannte Gesichter zu sehen. Doch es scheint alles so anders zu sein: die Schule, deren Gänge sonst von den Schülern überlaufen sind, aber auch die Menschen sind anders. Es scheint schon fast surreal zu sein, wenn man in der Aula und im Flur seinen Freunden, Mitschülern und Lehrern mit Masken im Gesicht begegnet.“ Beeindruckend, bewegend und in großem Maße zum Nachdenken anregend sind die Texte, die die Abiturientinnen und Abiturienten des Gymnasiums Gaimersheim in den vergangenen Tagen kurz nach ihrer Rückkehr an die Schule verfasst haben. 

Die Werke zeugen von einem beachtlichen Reflexionsvermögen, teilweise auch von Unsicherheit oder sogar Ängsten; sie zeigen aber auch Hoffnung und Zuversicht, manchmal Humor, vor allem aber auch immer den deutlich erkennbaren Willen aller junger Autorinnen und Autoren, diese Situation so gut es geht zu meistern.

Ziel der Fachschaft Deutsch für diese Schreibaktion war es, haut- und zeitnah die Gedanken und Gefühle der Gymnasiasten in Worte zu gießen und diese damit für die Zukunft festzuhalten. Dem Herz der Schule, der Schülerschaft, soll eine Plattform zur Reflexion gegeben und ihre Worte in die Welt getragen werden.

Definitiv ist das Abitur 2020 wohl das besonderste Abitur, das es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Wie schade wäre es doch da, wenn die Sicht der direkten Zeitzeugen, also der Abiturientinnen und Abiturienten, nicht für die Zukunft festgehalten würde. An sich sollte den jungen Erwachsenen dabei absolute kreative Schreibfreiheit gewährt werden, es gab weder Längen- noch inhaltliche Vorgaben, die Themen konnten nachdenklich, traurig, kritisch, lebensfroh, lustig usw. sein und es konnten sowohl einfach die eigenen Gedanken beschrieben als auch fiktive Geschichten oder Gedichte erfunden werden. Gerade diese schriftstellerische Freiheit macht die Sammlung der Texte zur Corona-Zeit nun zu einem ganz besonderen, abwechslungsreichen und ergreifenden Leseerlebnis.

Als Leser wird man ein Wechselbad der Gefühle durchleben. So schreibt eine Schülerin: „Es fehlt an Zweisamkeit / Momente der Freude zwischen dir und mir / Es herrscht Einsamkeit / Momente in welchen ich diese Freude verlier’“ Eine andere meint: „Es ist seltsam, wenn wir in den Klassenzimmern soweit auseinandersitzen und nicht, so wie gewohnt, alle nebeneinander. Doch daran werden wir uns gewöhnen müssen und ich werde einen normalen Schulalltag, wie ich ihn kannte, nicht mehr miterleben. Aber genau das ist es, was ich mir am meisten wünsche: Normalität. (…) Eigentlich hatte ich geplant, nach den Prüfungen mit meinen Freuden etwas zu unternehmen und gemeinsam mit ihnen Zeit zu verbringen. Und Urlaub. (…) Das sollte eigentlich ein Jahr werden, an das ich mich mit Freude erinnern kann – die Zeit nach dem Abitur. Erinnern werde ich mich auf jeden Fall an dieses Jahr, aber nicht so, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte.“

Man kann sich in die jungen Menschen hineinversetzen und man kann ein bisschen mehr das tun, was teilweise etwas zu kurz in den vergangenen Wochen kam: Man kann die Schülerinnen und Schüler besser verstehen und ihnen das Mitgefühl entgegenbringen, das sie verdienen. Schön ist auch, dass man bei vielen Schülerinnen und Schülern merkt, wie wohl sie sich an ihrer Schule fühlen.

Dazu passt abschließend auch ein Schülerzitat aus der Corona-Textsammlung zum Gymnasium Gaimersheim selbst: „An diesem Ort habe ich neben dem eigenen Zuhause in meinem bisherigen Leben die zweitmeiste Zeit verbracht. [...] Die Schulfamilie dort ist mir ans Herz gewachsen. [...] Mit Sicherheit werde ich, sobald sich in Zukunft alles normalisiert hat, einen Blick auf Theater- und Talenteabende werfen, um den Ort endlich wieder mit viel Leben und Lautstärke zu erleben."

 

 
 

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